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3. April 2009

wenn ich groß bin, werde ich sexist

Ist das nicht fantastisch? Für alle Jungs und Mädels da draußen, die ihre Karriereplanung noch nicht abgeschlossen bzw. wegen der Krise erst einmal aufgeschoben haben: In den 70ern zum Beispiel war alles besser. Da hatten wir Frauen unsere Berufe und die Männer hatten ihre – und wie es aussieht, gab es auch keine CEOs, Banker oder PAs
Wer jetzt lacht: "Ja, damals war das eben so. Heute ist das alles anders…", darf sich fragen: Welche Rolle hat der First Husband unserer Kanzlerin – im Vergleich zu Doris und Hannelore. Und, wie heißt der überhaupt?
Weiterhin: Boys eat, girls cook – ist das wirklich eine Wahrheit von gestern, müssen wir das umformulieren? Ich schlage vor: Boys eat, Moms cook, girls starve.

11. März 2009

kriegsreportage

Eine Kamera kann eine Waffe sein… oder sich zumindest so anfühlen für die Herren, die meinen, sie hätten das Recht das Aussehen ihrer unbeteiligten weiblichen Mitmenschen öffentlich zu bewerten. 
Und nein, liebe Herren, es ist nicht ein unschuldiger Blick, oder ein unschuldiger Kommentar, wie ihr jetzt denkt. Sie sind nicht unschuldig, weil es nicht bei einem bleibt – und was als harmloses Kompliment gemeint ist, wird nicht zwangsläufig so aufgefasst, wenn man fünf Minuten vorher: "Hey, geiler Arsch," gehört hat. Und davor: "Schau dir die fetten Beine an." 
Also: Wenn Du ein Mädel nett findest, sag Hallo. Wenn nicht, sag einfach nichts – es gibt einen Grund, warum ich so still bin.

Gesamter Film als Preview hier.

10. Februar 2009

eine politische lösung für ein biologisches problem

Es geistert durch die Medien und schreckt den Durchschnittsbürger: Die Menschen werden immer fetter – und Jessica Simpson ist da erst der Anfang. In dreißig, vierzig Jahren vielleicht wird die Modeindustrie gezwungen sein, den Durchschnittsbürgers nach 50 Jahren endlich neu zu vermessen – die Kosten dafür werden auf uns Kunden umgelegt und bei New Yorker wird es keine Kleider mehr für 4,99 geben! Ein Albtraum. Fett, liebe Leser, kostet uns alle.
Aber es gibt Hoffnung. Durch die stetigen Fortschritte der Medizin lässt sich das Problem mit allergrößter Wahrscheinlichkeit in den Griff bekommen. Ich spreche hier nicht von einer Fett-Weg-Pille, oder einem Schlank-im-Schlaf-Tee. Mein Ansatz ist radikalerer Natur:
Eine empirische Studie hat ergeben, dass starkes Übergewicht mit einem Fehlen des Kopfes korreliert: Vergleicht man Bilder fettleibiger Personen mit denen richtiger Menschen, wird man feststellen, dass die Kopflosigkeit proportional zum BMI zunimmt.
Das ist tragisch, aber die Lösung liegt nahe: Viel zu viele Köpfe bleiben ungenutzt! 
Bis jetzt haben wir weder die Köpfe von abgesetzten Diktatoren noch die hingerichteter Verbrecher* in einschlägigen Dritte-Welt-Ländern** wiederverwertet. Dabei könnte bereits heute eine endlich schlanke Frau mit Saddams Gesicht herumlaufen. Und auch das Potential für die Entwicklungshilfe ist längst nicht ausgeschöpft: Humankapital ist schließlich eine der wenigen regenerativen Ressourcen – und selbst in Zeiten der großen globalen Katastrophen*** immer noch unterschätzt.
Worauf warten wir also? Können wir es wirklich verantworten, dass weiterhin so wenig zur Bekämpfung einer der größten Gefahren für die Menschheit getan wird? Dies ist nicht nur eine Kosten- sondern auch eine Gewissensfrage – deshalb ist auch die Antwort einer Frau auf folgende Frage vorhersehbar: 'Was hättest Du lieber, 10 kg Übergewicht oder den Kopf von Kim Jon Il?'****

*Politische Häftlinge, Schwule, unzüchtige Frauen, gebildete Frauen, etc.
** Nord Korea, USA, Sudan, etc.
*** Klimaerwärmung, Aids, verschmutztes Trinkwasser, Hungersnöte, Kleidergröße 40+ ständig ausverkauft, etc.
**** Siehe auch hier und hier.

28. Januar 2009

die 7 plant:

Schwestern, fürwahr, ich sage euch: Sobald wir erst einmal die Illuminaten, die Weisen von Zion und die Village People mit an Bord haben, gibt es kein Halten mehr. Dann bricht der Sturm los. 
Dann wird die Feministische Agenda umgesetzt; dann werden endlich die Abtreibungszahlen steigen, die Männer nicht nur im übertragenen Sinne den Schwanz einziehen und der Tag des Jüngsten Gerichts wird bis auf weiteres vertagt. Jawohl!
Und hier meine To-Do-Liste:
  • Opferhaltung einnehmen? 
  • Jugendschwangerschaften um 50% erhöhen?
  • Teenager dann zu Abtreibung überreden?
  • Papa in der Küche?
  • Mama an der Front?
  • Sohnemann im Heim?
  • Marxstatue auf dem Brandenburger Tor?
  • Frauen in Miniröcke gezwungen?
  • Kinder hassen?
  • Bibel verbrennen?
Nach den unterground smash-hits American Zeitgeist und Loose Change: Hier nun eine weitere Dokumödie mit Enthüllungen, die Sie schockieren werden! (Bonus Thrill: Hillary Clinton – die Frau, die keine Kekse bäckt! + Doppel-Bonus-Thrill: Drei weitere Schachteln, die Ihnen intellektuell jederzeit überlegen sind.)*

Falls ihr den Kinostart verpasst habt und euch nun fragt, ob es sich wirklich lohnt, dieses Meisterwerk auf DVD zu bestellen, hier noch ein kleiner Vorgeschmack.


Da wird einem doch ganz warm ums Herz, oder? 

*Für kastrationsangstgeplagte Männern senden wir zeitgleich König der Löwen auf KiKA.

30. Dezember 2008

bedrohliches kulturgut

Zwischen den Jahren steht die Zeit still. Die Geschäfte haben nur sporadisch geöffnet, die Straßen sind wie leergefegt und alle versuchen, sich von der Völlerei und der versuchten Rettung der Konjunktur der letzten vier Wochen zu erholen. 
The madness is now, officially, over. Or is it?
Traditionell ist dies eine Zeit um nachzudenken, in sich zu gehen (just not up your own arse), Revue passieren zu lassen.
Und um Traditionen soll es hier und heute auch gehen. Deren Verlust wird immer wieder gern beklagt – zu großem Bedauern verbrennen wir zum Beispiel keine Hexen mehr, zumeist noch nicht einmal Bücher, und deshalb mangelt es unserer Kultur auch schlichtweg an Feuer. Noch nicht einmal den blöden Baum zünden wir in ein paar Tagen an; wir stellen ihn brav an die Straße.
Anderenorts sieht es dagegen noch besser aus: Fest in der Tradition der Altvorderen verwurzelt, lassen kurdische Frauen im Irak weiterhin ihre Töchter beschneiden. Und nein, der Blick auf die Karte erübrigt sich, Kurdistan ist nicht in Afrika – der Archetyp des wilden Buschmanns spielt keine Rolle in diesem Hebammenmärchen. Wer also noch nach-weihnachtliche Lektüre zum Wachbleiben am Silvesterabend sucht, dem sei dieser Artikel der Washington Post ans gefühlsduselige Herz gelegt. (Wenn das Englisch nicht ausreicht, es gibt auch eine schöne Fotostrecke, deren Hauptreiz darin liegt, so unglaublich ästhetisch ansprechend zu sein, dass man den Inhalt fast übersehen möchte.)
Ja, und wer jetzt ein bisschen nachgedacht und sich besonnen hat, der möchte vielleicht zur Feier des neuen Jahrs auch dieses Mal die Konjunktur anstelle mit Böllern und Raketen – Frei nach der Begründung: "Wir wissen nicht, warum wir das tun, aber unsere Vorfahren haben das auch so gemacht." – mit einer langfristigen Investition ankurbeln und ganz gloal (oder lokal) nach Belieben etwas spenden.
Mein Konto steht dafür jederzeit zur Verfügung; wer etwas kreativer sein möchte:
Hier. Hier. Oder dort. Oder sonstwo.

9. Dezember 2008

die 7 fragt:

Nur rein hypothetisch – muss man die Kalorien in Sperma mitzählen?

1. Dezember 2008

die 7 kotzt:

So, ich habe das beschissenste halbe Jahr meines Lebens hinter mir (und das enthielt schon viele beschissene halbe Jahre, so circa 50, ihr könnt meinem Urteil also vertrauen) und deshalb will ich meinen werten Lesern (also den dreien, die mich noch aus reiner Faulheit im Feed haben) auch ein bisschen Grund zum Kotzen geben. 
Weil es aber langweilig ist, einfach so Dinge aufzuzählen, kotzen wir uns jetzt einen griechischen Bauernsalat. Wir brauchen:
1 halbe Schlangengurke, gewürfelt nicht in Scheiben: Fangen wir mit dem Offensichtlichen an, nenne wir den guten, alten Sexismus. Wir sind uns dessen bewusst: Wer dieses Wort heutzutage in den Mund nimmt, wird jetzt von der einen Hälfte der Schöpf… durch evolutionsbedingte Prozesse zustande gekommenen Spezies wieder als Männerhasser missverstanden. 
Diese Hälfte ist übrigens nicht zwangsläufig rein männlich; es gibt genug Frauen – und hier kommen wir zum Punkt – die aus mir unbekannten Gründen allen Ernstes meinen, Sexismus existiere nicht, weil sie persönlich sich nicht diskriminiert fühlen. 
Liebe Mädels, ihr geht mir mächtig auf die Eier mit eurer Haltung, denn ich weiß nicht, woher sie rührt. Ihr müsst nicht 'die Männer' in Schutz nehmen, denn unter denen fühlen sich meist nur diejenigen angegriffen, die tief im Innersten (oder auch sehr offensichtlich) Grund dazu haben. Und falls ihr meint, damit besser punkten zu können oder beliebter zu sein – wir machen euch keine Konkurrenz, oder anders ausgedrückt: Manche von uns stehen auf Arschlöcher, aber nur in Verbindung mit einem Strap-on.
Um jedoch eine eurer immer wiederkehrenden und nichts widerlegenden Fragen zu beantworten: Fühle ich, persönlich, also mich jetzt, fühle ich mich tagaus, tagein diskriminiert, so in meiner Eigenschaft als biologisch weibliches Wesen? Nein. 
Warum nicht? 1. Niemand zwingt mich, mich mit Arschlöchern zu umgeben (Außer mit Strap-on!), auch nicht mit weiblichen. 2. Ideologien, zu denen auch der Sexismus gehört, haben die Eigenschaft, sich als naturgegeben (oder zumindest als 'immer-schon-dagewesen') zu präsentieren. Das ist ihre Daseinsberechtigung, ihre einzige Verteidigung vor der Realität. Will sagen: Man sieht es gar nicht mehr. Das heißt aber nicht, dass es nicht da ist, sondern nur, dass man anders hinschauen muss. Auf Werbung zum Beispiel, auf die Bemerkungen von Professoren, Lehrerinnen, oder die Unterschiede in der Kritik in der Politik in der Republik. Vielleicht aber bemerkt man es auch erst, wenn es nicht mehr da ist. Wie die Luft zum Atmen. (Oder die Internetflatrate.) 
Worauf will ich dann hinweisen? Auf die Anlässe im täglichen Leben, klein, subtil und allein völlig unbedeutend, die abends beim Einschlafen dem Schaf einen wolligen WTF-Schauer über den Pelz jagen.
2 große reife Tomaten, geachtelt: Die Weltwirtschaftskrise. Die wäre nämlich einfach rum, wenn die Deutschen mehr sparen würden. Oder mehr konsumieren. Oder mehr investieren. Kommt darauf an, wen man wieder fragt. 
Und während Frau Merkel und Co. weiterhin Quest Economy spielen und die Magier in ihren Türmen um Meistertips zur Lösung der ihnen gestellten Rätsel bitten (Frau Merkel, nehmen Sie einen W20, sie haben soeben einen Steigerungsversuch auf Ihren Gedulds- und Ausdauerwert erhalten), schlage ich vor, dass wir die Ansätze einfach kombinieren und sage: Frauen retten die Wirtschaft! 
Wir sparen jetzt alle, bis wir wieder konsumieren können. Aber wir kaufen nicht einfach irgendwelchen Schrott, den sowieso keiner braucht, sondern wir investieren in unsere Zukunft, unsere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, unseren sozialen Status. Denn gewusst wie: Das fällt auch bei Hartz IV noch unter den Selbstbehalt.
4 Zwiebeln, halbiert und in Scheiben: Es ist zum Heulen, aber wirklich. Alle reden von Rohstoffkanppheit und ich muss einen Besen samt zugehörigem Stil aus Plaste kaufen. Wisst ihr eigentlich, wie lange das dauert, bis der sich zersetzt? Vorher ist ganz Gorleben wieder ein Paradies für den Feldhamster. Vorher hat Göttingen einen IKEA. Ach was, vorher habe ich selbst die Fenstermalereien meiner Vormieterin abgekratzt. So lange dauert das, mindestens. 
Früher, also früher waren Stile aus Holz und Fensterbilder aus Pappe. Aber früher durfte man ja auch noch in Raucherbereichen rauchen.
1 Packung Feta: Tage. Die Tage nach dem Feta, wenn ihr wisst, was ich meine. (Ja, ich gebe hier jedem Grund zum Kotzen.)
Neulich kam mir der Gedanke, einige wissen das schon (ich erzähle so etwas immer sofort weiter, denn wer weiß, wann es wieder soweit ist), neulich kam mir der Gedanke, dass der Mangel an öffentlichen Toiletten nicht einfach nur eine Unachtsamkeit der Städteplaner ist – es ist die Fortsetzung einer alten Tradition:
In Stammesgesellschaften (etwa dem Christentum, man lese die Bibel Lev 15, 19ff) ist die Frau ein unreines Wesen, wenn sie planmäßig blutet. Denn es gibt zwei Sorten von Blut – wenn Männer sich Fresse einschlagen, dann gutes Blut, wenn Weib nicht schwanger, dann schlechtes Blut. Frauen nur bluten, wenn Männer ihnen Fresse einschlagen:
Und Gott sprach zu Adam: Wenn dein Weib dir Kummer macht, dir nicht gehorcht, oder unziemliche Worte spricht wider dich, wie es die Art des Weibes ist dann binde es an einen Baum, schneide dir eine Rute und züchtige dein Weib. Denn das Weib ist nur das Abbild eines Abbildes, darum ist es falsch und voller Fehler, faulig an Leib und Seele, verdorben bis ins Mark. Es braucht die Anleitung und Züchtigung durch den Mann, der mein Abbild ist, redlich und rein an Leib und Seele."
Erstes Buch Mose, Kapitel 1, Vers 22-25
Natürlich ist es verständlich: Es ist dem Manne unheimlich, wenn das Weib einmal im Monat sieben Tage blutet… all diese magischen Zahlen und dann das mit dem Mond – und erst die Tatsache, dass die Weiber nach einiger Zeit gemeinsame Sache machen! 
Man kann verstehen: Es muss die Hölle gewesen sein, wenn eine Horde Männer jetzt alle gleichzeitig nicht randurften. (Was wahrscheinlich auch dazu führte, dass die Männer dann doch auch alle gleichzeitig und zyklisch bluteten.) Damit man das Elend aber nicht so miterleben musste, hatte Frau sich jetzt fernzuhalten. Damit ging es allen besser: Die Weiber konnten in Ruhe bluten und krampfen, die Männer in Ruhe bluten und kämpfen.
Dann aber irgendwann wurde den Frauen erlaubt, trotzdem auf die Straße zu gehen – es wäre ja spätestens seit der Erfindung des Tampons sowieso schwer nachzuprüfen – und eine neue Lösung musste her: Da muss sich doch was machen lassen?
Wie hält man Menschen davon ab, Unerwünschtes bleiben zu lassen? Das Rauchverbot und die Genußmittelsteuer machen es vor: Das Verhalten muss möglichst unattraktiv, teuer und aufwendig gemacht werden. – Da Frauen aber sich aber weder von völlig überteuerten 'Damenhygieneartikeln' noch von einem gesellschaftlichen Tabu (der Diskurs des Blutens vermeidet das Wort Blut) vom Bluten haben abhalten lassen, sollte man es so ungemütlich, unpraktisch und aufwendig wie möglich machen. 
Was also läge näher, als die Verfügbarkeit von Wechselstationen auf ein Mindestmaß zu reduzieren? Vom auf die Straße gehen kann man sie nicht abhalten, aber man kann dafür sorgen, dass sich ihre Bewegungsradius wenigstens einschränkt. Und sollte das Weib in gewohnt sturer Weise dazu nicht gewillt sein, dann knöpfen wir ihr wenigstens noch Kleingeld ab. (Frau Merkel, wäre das nicht auch was fürs Konjunkturprogramm?)
Olivenöl, Pfeffer, Salz und etwas Essig, fertig.




Doch halt, fehlt da nicht noch was?
Nun, kann schon sein. Ich möchte aber noch einmal betonen, dass niemand das Recht auf ein befriedigendes Ende hat, weder in der Fiktion noch im realen Leben. Es ist eine Unart des Lesers, jeden Schluss, der sich weigert alles einem (möglichst guten) Ende zuzuführen, alle Rätsel zu lösen und alle Fragen zu beantworten, für ungenügend zu befinden. Wer vor sich hinschnöselt, beim Sex ginge es ja nicht um den Orgasmus, der sollte Text dasselbe zugestehen. Es muss nicht alles befriedigen.
Das Leben, diese Kurzgeschichte, ist nun mal kein Märchen. 
Ich hoffe auch sehr, dass Marie-Louise Fischer und Rosamunde Pilcher nicht ihre Füller im Spiel haben. 
Und Walt Disney kann mir gestohlen bleiben.
Vor allem aber möchte ich noch eins loswerden: Bauernsalat geht auch mal ohne Oliven. Guten Tag.

28. September 2008

mmm… mmm… muuuh!

"The gesture of a man opening a door for a woman illustrates how men and women relate. We all know that a woman can open a door herself. But when a man does it, he is affirming her femininity, beauty and charm. When she graciously accepts, she is validating his masculine power. This trade, a woman surrendering physical power in exchange for a man's protection (i.e. love) is the essence of heterosexuality. In order to develop emotionally, men and women need this mutual validation as much as sex itself. Sex is an expression of this exclusive contract.
Under the toxic influence of feminism, women open their own doors. Neither sexual identity is validated; neither sex matures emotionally. Men feel redundant and impotent; women feel rejected and unloved."
Und hier die Übersetzung, falls ihr noch etwas für eure Mutter zu Weihnachten sucht (Hallo Mama!):
"Die Geste des Mannes, der einer Frau die Tür öffnet, zeigt, wie Mann und Frau zueinander stehen. Wir alle wissen, dass eine Frau selbst die Tür öffnen kann. Aber wenn ein Mann das für sie tut, bestätigt er ihre Weiblichkeit, ihre Schönheit, ihren Charme. Wenn sie demütig annimmt, bestätigt sie die Kraft seiner Männlichkeit. Dieser Handel, die Frau, die ihre physische Macht zugunsten des Beschütztwerdens durch den Mann aufgibt (d.h. Liebe), ist das Grundkonzept der Heterosexualität. Um sich emotional entfalten zu können, bedürfen Mann und Frau dieser gegenseitigen Bestätigung ebenso wie des Sexes selbst. Sex ist eine Ausdrucksform dieses exklusiven Vertrags.
Unter dem vergiftenden Einfluss des Feminismus öffnen Frauen nun selbst ihre Türen. Keine der sexuellen Identitäten erfährt mehr die nötige Bestätigung; keines der Geschlechter kann emotional reifen. Männer fühlen sich überflüssig, ohnmächtig und impotent; Frauen fühlen sich zurückgewiesen und ungeliebt."
Und wer hat Schuld? Die Illuminaten.

25. September 2008

stone age fashion by prada

Ja ja, die Kleidung der neuen Prada Show war vielleicht Steinzeit-inspiriert (Stone age woman was fascinated by gold... Ah ja), doch die Schuhe geben Aufschluss darüber, warum die Menschheit irgendwann sesshaft wurde: Die Beute konnte nicht mehr weglaufen, Männer mussten nicht mehr den ganzen Tag im Wald jagen und ihre Frauen an Haaren in die Höhle ziehen. Man ersparte sich das lästige Jagen nach dem Sammeln und stellte sie gleich vor die Feuerstelle. Super. Da sage noch einer, die Fashion Industry trüge nicht zum Verständnis unserer Entstehungsgeschichte bei.
Demnächst dann: Die Einführung des Patriarchats – Models kriechen über den Catwalk.

best way to lose inches fast?

Just take off those bloody high-heels, ladies.
Aber mal im Ernst, natürlich geht es nie um Längen-, sondern immer nur im Breitengrade. Das ist nicht nur heute so, das war auch in den 70ern nicht anders. Und wer heute glaubt, dass Weight Watchers nur für Masochisten ist…

… der hat noch nicht gesehen, was man in den Siebzigern so alles zum Abnehmen zu sich nehmen musste. Allerdings, so scheint es, gab es damals wenigstens noch keine Performance-Noten für Mahlzeiten. Dafür aber viel Gelatine. Und die ist bekanntlich leicht, fast so leicht wie die damaligen Diät-Drinks. Oder Inspiration Soup.
Willkommen in der Makrealität der verirrten Hausfrau.

24. September 2008

es wundert mich…

…dass die katholische Kirche nicht auch Putzfrauen exkommuniziert. Dass man Hausfrauen nicht mit Handschellen vom heimlichen Schrubben abgehalten hat, wenn der Mann nicht im Haus war. Dass Frosch-Spülmittel kein Fall von Sodomie und damit für die Gerichte ist. Dass Meister Propper frei im Handel und ohne Altersbeschränkung erhältlich ist. Dass für Möbel-Politur noch geworben werden darf. Dass… oder ist vielleicht alles doch nur Augenwischerei?

21. September 2008

übung macht den meister

Man kann nicht früh genug anfangen, seinen Kindern die skills mit auf den Weg zu geben, die sie für ihren future success benötigen werden. Besonders Mädchen müssen früh gefördert werden, ihr fullest potential auszuleben. Dies gilt nicht nur für die top performance im international business und die damit einhergehenden language qualifications, sondern auch für gendered cultural skills, die ensuren, dass das kid später in eine top-notch position gelangt. Yeah, baby.
Mütter, tut euren Mädels was Gutes – es könnte ihnen helfen, dass sie später nicht ins Straucheln kommen oder sich die Hacken brechen.

16. September 2008

share the goodness


Spot-on on so many levels. Das muss einfach sein.

2. September 2008

nein, schatz, es ist nichts - #3½

Als kleiner Nachtrag zu Teil 3 hier noch einige spannende Betrachtungen wohlklingend und auf englisch formuliert. Enjoy.

1. September 2008

nein, schatz, es ist nichts - #3

Wie sehen Frauen sich selbst?
Aufgabe: Zähle einen Tag lang, wie viele Frauen auf Plakaten und im Fernsehen: über- oder normalgewichtig, über 40, körperlich behindert oder – nur bezogen auf Werbung – den Witterungsumständen entsprechend bzw. vollständig bekleidet sind.
Eine Studie hat ergeben, dass Männer im Hintergrund eines Musikvideos in der Mehrzahl aller Fälle vollständig bekleidet sind. Frauen dagegen sind die Hälfte der Zeit so angezogen, dass ihre Brüste und Hinterteile entblößt sind oder klar im Vordergrund stehen. [Nach: ChildrenNow, Boys to Men: Media Messages About Masculinity, 1999]. 

Ähnliches ergab eine Studie von Videospielen, nach der weibliche Charaktere oft stark sexualisiert sind – sie tragen enge, freizügige Kleidung, haben unrealistisch große Brüste und unnatürlich schmale Taillen. [Nach: Girls and Gaming, Children Now; 2000.] 

In der Werbung werden sexualisierte weibliche Körper häufiger verwendet als männliche. Eine Erhebung aus dem Jahre 1997 ergab, dass weiße Frauen in rund 62% aller Spot 'wenig bekleidet', also in Bikini, Unterwäsche, etc. waren, während dies in 53% der Fall bei schwarzen Frauen war. Für Männer liegt der Schnitt bei 25%. Frauen wurden auch öfter in Positionen von Machtlosigkeit gezeigt; schwarze Frauen waren oft in Tiermustern und Angriffshaltung zu sehen. [Nach: Racial and Gender Biases in Magazine Advertising, S. Plous and D. Neptune, 1997, Psychology of Womens Quarterly] 

Nach einer Studie von 1992 an der Stanford University fühlen sich 70% aller Frauen schlechter fühlten in Bezug auf sich selbst und ihren eigenen Körper, nachdem sie (Frauen-)Magazine betrachtet hatten. (Eine britische Studie führte zu ähnlichen Ergebnissen.)[Nach: Body Wars]. 

In Familien- und Kinderfilmen stellen Jungen die Mehrheit der Hauptcharaktere und Erzähler. ["Where the Girls Aren't: Gender Disparity Saturates G-Rated Films"go to "Research"; research by SeeJane.org and the Annenburg School of Communication 2006.] 
[Über: about-face.org – Übersetzung meine]
Warum erzähle ich das alles? Weil ich mich an Gespräche erinnere, in denen mir gesagt wurde, ich lebe nur meinen eigenen Verfolgungswahn aus (dabei hatte ich beschlossen, ihnen vorerst nichts von den Fledermäusen zu erzählen) oder dies habe letztendlich keinen Einfluss auf einen selbst – man wisse ja, es sei nur Fiktion.
Aber wenn ich ins Fernsehen schaue, auf Werbeplakate; wenn ich Kinderbücher lese, Zeichentricks sehe; wenn den Schulmädchen im Bus zuhöre, den Studentinnen an der Haltestelle, erkenne ich mich nicht.

Eine singt:
Ich war in ferner Fremde Kind, 
bis ich mich: arm und zart und blind - 
aus meinem Schämen schlich;
ich warte hinter Wald und Wind
gewiss schon lang auf mich.  Ich bin allein und weit vom Haus
und sinne still: wie seh ich aus? – Fragt jemand, wer ich sei?
             .. Gott, ich bin jung und
                        ich bin blond
            und habe ein Gebet gekonnt
und geh gewiss umsonst umsonnt
und fremd an mir vorbei...  

Rilke wird es mir verzeihen, dass ich sein Gedicht ein wenig aus dem Kontext reiße und es für meine Zwecke verwende. Dazu ist es da. Texte muss man sich zu eigen machen; dabei verstehe ich es nicht einmal. Was ich aber darin lese ist dieselbe Entfremdung vom eigenen Dasein, die mich jedes Mal ergreift, wenn ich wieder zu viel Zeit in der Innenstadt, im Kaufhaus, auf den falschen Websites, unter den falschen Menschen verbracht habe. Ich erkenne mich nicht mehr.
Wie sehen Frauen sich selbst? Im Spiegel – aber sie sehen nie ein Ganzes. Unsere Augen haben gelernt, wie die Kamera eines Regisseurs zu funktionieren; ich stelle mich vor einen Spiegel und fahre meinen eigenen Film ab. Und genau wie im Film ist mein Körper kein Ganzes, in dem ein lebendiger Geist steckt, sondern Problemzonen aneinandergereiht. Wie eine Karte vom Nahen Osten, Problemzone an Problemzone, und mittendrin ein unwahrscheinlicher Alliierter.
Wir partitionieren, selektieren, zerschneiden uns. Manchmal wortwörtlich. Wir sind kein Körper, sondern Celluliteschenkel, Schwangerschaftsstreifenbauch, Hängebrüste, Schwabbelarme, Faltenkinn, Krummbein. Wir sehen uns, und finden uns zum Kotzen. Manchmal wortwörtlich.
Die Linse in unserem Gehirn sagt: 'Taille konvex, nicht konkav.' Das Mikroskop im Kopf fügt hinzu: 'Da, Pickel. Außerdem wächst dir ein Haar auf der Brustwarze.' Das Kameraauge: 'Dein Hintern wackelt, wenn du dich drehst.' Das Störbild geht an. Dann schreit der Bullshit-Detektor los: Stop! Moment mal! Geht's noch? Und ich atme erleichtert auf. Was für eine gute Investition, das Ding! Wenn es nur nicht immer wieder mal ausfallen würde...
Woher dieser Wahn? Ich weiß nicht, wie es euch geht, liebe Schwestern, aber ich erkläre das so: Wenn ich auf die Straße gehe, sehe ich Frauen aller Formen und Altersklassen. Aber das sind verschwindend wenig im Vergleich zu denen, die mir in der kulturellen Realität der Medien und des täglichen gesellschaftlichen Diskurses begegnen. Und allen Frauen auf der Straße scheint es ähnlich zu gehen: Unsere Vergleichsmöglichkeiten, unsere Vorbilder, unsere (role) models sind dünn, wenig bekleidet. Sie warten darauf, angeschaut zu werden. Sie laden ein, zu schauen. Und sonst tun sie nichts. Sie dienen einzig und allein diesem Zweck, haben keine andere Funktion. Aber darin sind sie perfekt.
Manchmal, sehr oft sogar, haben sie nicht mal ein Gesicht: 
Da ist nur ein Körper, der darauf wartet, dass ich meine Wünsche, Ängste, Nöte auf ihn projiziere. Es muss nicht einmal ein ganzer Torso sein – das wäre ja auch übertrieben – schließlich lässt es sich in vielen Fällen ja ganz einfach auf das reduzieren, was wir sind: 
Ein Paar Titten, ein Paar Beine, ein Paar Arschbacken. Alle wunderbar geformt, ohne Makel. Wie der Rest der Frau aussieht, ob sie hübsch ist, intelligent schaut, was sie eigentlich macht oder in welcher Situation sie sich befindet, das sehe ich nicht – das soll ich auch nicht sehen, denn darum geht es nicht. Die ultimative Dekontextualisierung.
Und auch die Botschaften, die uns erreichen, sind perfide und subtil. Gerade in Bezug auf Figur, Nahrung und Gewicht werden wir bombardiert mit sich gegenseitig ausschließenden Messages: 'Ich will so bleiben, wie ich bin.' 'Weil ich es mir wert bin.' 'Jede Haut ist schön.' 'Natürlich schön.' 'Denn Schönheit kennt kein Alter.' und andererseits sehe ich, welcher Typ Frau abgebildet wird: Jung, dünn, hübsch, weiß.
"75% of fitness articles in popular women's magazines encourage readers to exercise to be more attractive, whereas only 40% focus on improved health or well-being." [Olmsted/McFarlane]
Ich soll mein Leben genießen, teures Essen kaufen, mich verwöhnen – und dabei, bitte schön, gut aussehen. Diese Anzeige zum Beispiel fasst eigentlich alles zusammen, was noch zu sagen wäre:
Der Text: "The pair [Anm.: of shoes] you wear to cooking class will also look fabulous at your weight loss seminar."
Moment, ich muss eben den Alarm an meinem Cognitive Dissonance & Bullshit Detector™ (CDBT) ausstellen. So. – Frau soll also kochen, genießen, und dabei so hübsch, niedlich, nett und dünn sein, wie die Dame hier im Bild. Die übrigens, falls es euch nicht aufgefallen ist, abnehmen muss. – Moment, es piept schon wieder.
Natürlich erzählt mir jetzt wieder die Hälfte aller Frauen, dass sie sich überhaupt nicht von solchen Botschaften beeinflussen lassen, diese einfach ignorieren, sie auch sowieso viel zu selbstbewusst seien, um sich das einreden zu lassen. 
Warum, frage ich, endet dann jede Feier und jedes Gespräch in einer kostenlosen Ernährungsberatung? Warum fragt mich eine Freundin wiederholt, wie viel ich denn jetzt so wiege – als erkundige sie sich nach meinem Wohlbefinden? Ich muss ja sagen: Wenn ihr wirklich so unbeeinflussbar, unabhängig, außerhalb des gesellschaftlichen Diskurses seid, dann ist das beneidenswert. (Lebt ihr noch?) Dieser partielle Konsumkultur-Autismus mag erstrebenswert sein, aber ich glaube nicht an ihn, und das aus zwei Gründen: 1. Bei mir funktioniert es. Leider. 2. Werbung, Fernsehen, Frauenzeitschriften werden nicht nur für mich konzipiert. Leider.
Natürlich ist mir klar, dass niemand wirklich so aussehen kann. Zwei amüsante Belege will ich euch nicht vorenthalten: Hier. Und dieses Bild hier (Sorry, PhotoshopDisasters, hope you don't mind):
Nicht nur gehören die Frauen, die uns tagtäglich als Spiegelbild, Maßstab, Messlatte vorgehalten werden, zu den 10%, deren Körperbau überhaupt dazu geeignet ist so auszusehen, sie sind auch noch kräftigst nachbearbeitet. Ja, es ist deprimierend, nicht mal Models sehen aus wie Models – wenn wir perfekt werden wollen, müssen wir uns digital nachbearbeiten lassen.
Aber es sind nicht nur die Medien, die mein Selbstbild beeinflussen. (Ich glaube ja immer noch, sie tun dies zu einem kleineren Teil, als das bei anderen Fall ist, so ohne Fernsehen und Frauenzeitschriften. Aber da ist wohl mehr der Wunsch Vater des Gedanken.) Die Medien sind ja nicht nur Macher, sondern auch immer Spiegel dessen, was in unserer Gesellschaft vor sich geht. Von der Mutter, die ihrem Kind sagt: 'Iss nicht so viel, Du wirst sonst dick', bis hin zu folgendem Wortwechsel:
Männlich Mitte 20 A: Ey, dich würd ich jetzt ficken. 
Männlich Mitte 20 B: Nee, schau dir mal den fetten Arsch an. 
Männlich Mitte 20 A: Stimmt. Ey, ich fick dich doch nicht. 
(Danke, da bin ich aber froh! Es ist doch auch zu schön, dass ihr von dieser Möglichkeit noch einmal abseht, denn da wäre ja noch die dumme Frage zu beantworten gewesen, ob ich daran überhaupt Interesse gehabt hätte und das hätte ich ausnahmsweise verneinen müssen.) 
Dies ist kein Einzelfall; schon in der Schule kommentieren Jungen frank und frei das Aussehen und die diversen Vorzüge und Nachteile einzelner Mädchen – in Hörweite. Und da liegt das Problem. Diese Kommentare bekommt man nicht nur auf dem Schulhof zu hören, sie ziehen sich durch das gesamte Leben und setzen sich fort auf dem Arbeitsplatz und in den Medien. Wo wir gehen und stehen wird unser Aussehen ausgewertet, bewertet, überbewertet. Denn das Ideal, das wir uns zu Eigen gemacht haben, lässt auch andere nicht kalt – egal, was sie sagen. Lieber Leser, sei ehrlich zu dir: Hat dein Ideal von einer Frau drei Kilo zu viel auf den Rippen, Cellulite und Ringe unter den Augen? 
"Women's appraisal of self-worth is determined by appearance, particularly as revealed by the female body or body parts. Hiding or severing a person's features, particularly facial features (which often reveal cues about a person's identity/uniqueness), enables the observer's attitude to shift towards objectification: treating and thinking about the subject as an object without needs, feelings or humanity. (Dittrich, 1999)." [Via: about-face.org]
So, und jetzt stehe ich da, und fühle mich schlecht, weil ich nicht so aussehe, wie ich denke, dass andere denken, dass ich aussehen sollte. Ob sie das wirklich denken, ist völlig egal. Worum es geht, ist, dass ich mich nach einer Weile von nichts anderem mehr überzeugen lassen werde, denn ich höre Einzelmeinungen, von eventuell auch noch wohlmeinenden Bekannten – ich sehe aber allerorten das genaue Gegenteil. Dann sehe ich an mir herab und stelle fest: Ich habe versagt. Trotz aller Bemühungen bin ich nicht perfekt. 
Jetzt habe ich zwei Möglichkeiten: 
1) Ich bemühe mich noch mehr. Ich renne, ziehe, zupfe, hungere – solange, bis ich nicht mehr kann und vor Erschöpfung kotzen könnte. Was ich dann auch tue. Was übrigens zwischen 6 und 10 Prozent aller Mädchen regelmäßig tun – andere Schätzungen für zumindest gelegentliches 'purging behaviour' (Erbrechen, Abführmittelmissbrauch, exzessive körperliche Betätigung) liegen zum Teil bei 17%. 
Besorgnis um das Aussehen des eigenen Körpers und ständiges Diäthalten sind bei Frauen so weit verbreitet, dass sie als statistisch 'normal' gelten müssen; dies führt zu zwecklosen und selbstzerstörerischen Einstellungen sowie Verhaltensweisen. Eine bedeutende Anzahl von Frauen berichtet, dass sie berufliche, romantische und soziale Aktivitäten hintenanstellten, bis sie Gewicht verloren hätten. Für viele Frauen ist ihr Selbstwertgefühl eng mit Gewicht und Figur verbunden und negative Gefühle gegenüber dem eigenen Körper werden generalisiert und auf das gesamte Selbst bezogen. Diese übersteigerten Bemühungen, schlank zu sein, sind ein Risikofaktor in der Entwicklung von Essstörungen. Besonders gefährdet sind Frauen mit perfektionistischem Wesen, mit geringem Selbstbewusstsein oder solche mit psychischen Leiden wie Depressionen oder Angsterkrankungen. Darüber hinaus verschwenden Millionen kanadischer Frauen, die nie eine Essstörung entwickeln, Zeit und mentale Energie in der Verfolgung des Schlankheitsideals, wobei die Mehrheit erfolglos und unzufrieden mit ihren Körpern bleiben und sich selbst die Schuld daran geben wird. [Olmsted/McFarlane – Original Englisch, Übersetzung meine]
2) Ich bemühe mich noch mehr. Ich renne, ziehe, zupfe, hungere – solange, bis ich nicht mehr kann und vor Erschöpfung kotzen könnte. Ich stelle fest, ich finde mein Leben zum Kotzen und bin nicht glücklicher als vorher. Ich kaufe mir einen CDBT.

31. August 2008

nein, schatz, es ist nichts - #2

Du bist viel hübscher, wenn du lächelst.
Dieser Satz ist eine implizite Aufforderung: Lächele! Sie kann von einem Bekannten kommen oder einem Fremden, vom Arbeitskollegen oder der eigenen Mutter. Der Äußernde geht gar nicht davon aus, dass die Angesprochene keinen Grund haben könnte zu lächeln, oder vielleicht einfach nicht lächeln möchte. Sehr wohl versteckt sich darin aber die Annahme, dass die Frau ein Interesse daran haben sollte (vielleicht sogar eine Verpflichtung) zu gefallen – und dass es sich lohne, dafür etwas zu tun, was ihr sonst nicht in den Sinn käme. 
Jetzt schreien wieder alle! Ist doch nicht Schlimmes dabei. Jeder will doch gefallen. Die Frau macht das doch freiwillig, es zwingt sie ja niemand. Männer wollen ihren Frauen doch auch gefallen. Richtig, richtig. Dem ist schon so. Nur… wie stellt man das an? 
Liebe Leserin, wie oft hast Du einem Mann gesagt, er solle doch mal lächeln? Lieber Leser, wie oft hast Du gehört, Du sollest doch mal freundlicher schauen. Wie oft hört ein Mann, der sich regelmäßig wäscht und seine Kleidung wechselt, er sei sicherlich beliebter, gäbe er mehr auf sein Äußeres acht? 
Darf die das eigentlich? 
Man könnte glauben, das einzige Gefährliche sei heutzutage die eigene Meinung. Wir sind alle individuell, wir sind alle gleich unterschiedlich, alles ist erlaubt – oder? Deshalb sind wir auch nur vor uns selbst verantwortlich, deshalb brauchen wir keine Solidarität, deshalb haben wir selbst Schuld, wenn es nicht so läuft – oder? Deine Komplexe sind dein Problem. 
Deine Komplexe sind dein Problem? Nun, ich mache meine jetzt zu Eurem. Jedes Schreiben ist subjektiv, aber das verbirgt sich allzu oft hinter Fakten und Zahlen und traut sich nicht das ‘ich’ zu verwenden. Gerade Frauen haben dabei zurecht Angst, denn wenn sie ihr Empfinden nicht mit der großen Wissenschaft untermauern können, bleibt es im Bereich dessen, was seit jeher die Sphäre des Weibes ist: Das Subjektive, das Emotionale. Und braucht von daher nicht ernstgenommen zu werden. 
Einwürfe: Vielleicht geht das auch nur dir so? Vielleicht fühlst du dich da persönlich angegriffen? Vielleicht ist das jetzt auch nur dein subjektives Empfinden? Vielleicht hast du ein Problem damit?
Ja. Ja! Ja, und nochmals ja. 
Ja, es geht mir so; wie es anderen geht werde ich nicht erfahren, wenn ich mich nicht äußere – Es gibt bei vielen ein Bedürfnis, nicht anfangen zu müssen. 
Ja, ich fühle mich persönlich angegriffen, denn wie greift man jemanden unpersönlich an? 
Ja, mein Empfinden ist subjektiv – basiert deins auf der Gaußschen Normalverteilung? 
Ja, ich habe ein Problem damit. Deshalb schreibe ich. 
Wir sind so angreifbar, wenn wir persönlich werden. Unsere Ideen sind so ungreifbar, wenn sie persönlich sind. Doch hier und heute soll es gehen um  
Aussehen, Ansehen und der weibliche Körper 
Und das ist zwangsläufig persönlich, denn ich habe einen Körper, nur diesen einen, und der ist weiblich. Ich weiß also, wovon ich spreche, und kann doch nicht behaupten, für alle Inhaber weiblicher Körper zu stehen. Trotzdem möchte ich meine Sicht auf die Dinge nicht unerwähnt lassen, denn immer wieder höre ich die Frage: ‘Warum machen sich Frauen so viele Gedanken um ihr Gewicht und ihr Aussehen?’ Und ich möchte immer mit einer Gegenfrage antworten: ‘Warum, machst Du dir so wenig darum?’ 
Aber das wäre falsch, denn Männer machen sich ständig Gedanken um unser Aussehen: ‘Wie sieht sie wohl nackt aus? Wie sieht sie aus, wenn sie Sex hat? Sieht sie so aus, als würde sie mit mir Sex haben wollen? Würde ich mit ihr Sex haben wollen?’ – Das ist erst einmal nichts Schlimmes, das ist Testosteron. Was diese Männer, die mich das fragen, meinen, ist: ‘Warum machen sich Frauen so viele Gedanken um ihr Aussehen in meiner Gegenwart?’ – Frauen machen sich auch ständig Gedanken um das Aussehen anderer Frauen: ‘Ist sie schlanker als ich? Ist sie hübscher als ich? Besser angezogen? Erfolgreicher, glücklicher, dünner, dünner, dünner?’ Und dann gehen sie zu ihrem Mann und fragen: ‘Schatz, habe ich einen dicken Hintern?’ 
The Male Gaze und andere Krücken
In der Analyse visueller Texte (Bild, Film, etc.) beschreibt ‘Der Blick’ (the gaze, oder: le regard), wie der Betrachter die im Bild dargestellten Personen sieht. Der Begriff  wurde zuerst in den 1960ern u.a. von Michel Foucault und Jacques Lacan verwendet, um Machtverhältnisse in gesellschaftlichen Institutionen zu verdeutlichen. In der feministischen Theorie übertrug Laura Mulvey den Terminus dann als ‘the male gaze’ auf die Machtbeziehungen zwischen den Geschlechtern. [Nach Wikipedia: The Gaze]
Charakteristisch für the male gaze ist es, dass der Betrachter durch die Art der Darstellung in die Position eines heterosexuellen Mannes gezwungen wird.
Die Kamera folgt den Kurven des weiblichen Körpers, sie seziert ihn; die Frau posiert für einen Betrachter, der sich außerhalb des Bildes befindet, also uns, oder für einen Mann im Bild, der stellvertretend für uns agiert.
In diesem Bild zum Beispiel ist es die Aufgabe der Frau, betrachtet zu werden: Nicht nur wird sie von einem Mann gefilmt, der unsere Perspektive teilt, und hundertfach über die Fernseher auf uns zurückgeworfen, sie posiert für diesen Betrachter ohne weitere Erklärung. Ihr Daseinszweck ist die Pose; sie wird in gewisser Weise zum Objekt. In der Grammatik des Bildes als Text ist die Frau das Patiens. Dem Betrachter lässt dies nur eine Wahl: Er kann sich nur mit dem Mann (dem intra-diegetischen Betrachter) identifizieren, denn die Frau ist keine Person mehr, erfüllt keine Aufgabe, existiert nicht außerhalb des Blicks des Beobachters.

Die zwei Bilder hier sind Beispiele für den Direkten Blick (das Subjekt will, dass es beobachtet wird) und den Indirekten Blick (das Subjekt weiß nicht, dass es beobachtet wird). Diese Situation hat wiederum Auswirkungen auf die Machtbeziehungen, die durch die im Bildnarrative (also die im Bild erzählte Geschichte) kommuniziert werden.
All diese Überlegungen sind wichtig, denn die Repräsentation von Frauen als Objekt (zumeist, wie auch hier, als sexuelles Objekt) begegnet uns tagein, tagaus – es wäre naiv anzunehmen, dass dies keinen Einfluss auf unsere Wahrnehmung hat. 
"From the moment we are a pretty little girl in a cute dress, and our brother is a big, strong boy who is smart, we learn what society expects from us. We internalize the message that as women, we are defined by our looks, not by our actions, character, or brainpower. These messages surround us in the media, in our communities, and sometimes in our own homes." [Our Bodies, Ourselves]
Wenn man also wissen möchte, warum Frauen soviel Wert auf ihr Aussehen legen, sollte man sich zuerst folgende Fragen stellen: Wie sehen Männer Frauen? Wie sehen Frauen sich selbst? Wie sehen Frauen andere Frauen?
Wie sehen Männer Frauen?
Zugegeben, ich kann nicht sagen, wie Männer Frauen sehen. Sicherlich gibt es da von Individuum zu Individuum Unterschiede in Vorlieben, Einstellungen und Ausdrucksform dieser Präferenzen. Was ich als Frau aber sehen kann, ist, wie ich sehen soll, dass Männer Frauen sehen (wollen). Denn selbst wenn die mediale Repräsentation von Frauen nicht den Vorlieben der Männer in meinem Umfeld entspricht, so muss ich (in Ermangelung der männlichen Perspektive) doch davon ausgehen. Es folgt: 
Es kommt sehr wohl aufs Aussehen an – das lernt man als Mädchen schon sehr früh: Durch Komplimente ('Du bist aber eine Hübsche.'), Kommentare ('Was hat die denn für einen fetten Arsch?') und auch die Massenmedien. Dein Wert, sagt all dies, besteht in deiner Äußerlichkeit; deine Aufgabe, fügt man hinzu, ist dich zu präsentieren. Und das tun wir.
Unsere Kultur suggeriert Männern von Kleinauf, dass Frauen zum Anschauen da sind; Frauen lernen nicht nur das, sie lernen auch, dass angeschaut werden etwas Erstrebenswertes ist. Ich sage anschauen, nicht zuschauen, denn zuschauen impliziert eine Tätigkeit – ein Beobachten bei und nicht von etwas. Wenn es aber nur um das Beobachten an sich geht, dann werde ich selbst zu diesem Etwas. Von den Empfehlungen, die Ehe doch durch Striptease am Küchentisch zu retten, über die Glücksradfee, die auf Geheiß des (männlichen?) Moderators im kurzen Kleidchen Buchstaben umdreht, bis hin zu Frau Merkel, deren Schlagzeilenwert lange ihre Frisur war: Männer sehen in Frauen einen Frauenkörper. (Einen Frauenkörper, d.h. eine One-size-fits-all-Schablone, denn wenn ich mich recht erinnere, wurde Frau Merkel, sobald sie Bundeskanzlerin war und Hosenanzüge trug (Warum wohl?), ihre 'Weiblichkeit' kurzerhand abgesprochen. Das Agens ist nie feminin.)
Wir müssen gefallen, denn sonst sind wir unsichtbar.
Und – ist das so? Meine beschränkte Sicht soll hier natürlich nicht allein stehen, deshalb möchte ich hier wenigstens eine Studie zitieren:
"A central tenet of objectification theory is that women are the main targets of sociocultural pressure to attain an idealized body, and a primary source of such perceived pressure is evaluation by men. Accordingly, we found that men objectify women more than they objectify other men. In addition, and also consistent with objectification theory, we found that men objectify women more than women objectify other women, and men are objectified to a much lesser degree by both women and other men. [...] We argued that because women are the targets of objectification, often by men, they are encouraged to believe that it is important that women must look good in order to be valued. [...] Taken together, our findings are consistent with the central tenets of objectification theory. That is, as a consequence of constant perceived evaluation by men and the persistent promotion of images of idealized bodies within the media, women are encouraged to internalize a prevailing sociocultural view that appearance – certainly women's appearance – is inordinately important." [Strelan/Hargreaves]
Kurz zusammengefasst: Frauen nehmen war, dass ihr Aussehen ständiger Beobachtung und Bewertung unterliegt – und (zumindest in dieser Studie) ist das auch tatsächlich so. Und konsequenterweise ziehen Frauen daraus den Schluss: Die äußere Erscheinung ist disproportional wichtig.
Weiter in Teil 3Bildquelle.

30. August 2008

nein, schatz, es ist nichts - #1

Disclaimer: Die Links in diesem Text dienen nur der Erläuterung und/oder bieten weiterführende Informationen, man muss ihnen nicht folgen; Links in eckigen Klammern sind Quellenangaben. Ich habe mich außerdem bemüht, Jargon so weit wie möglich außen vor zu lassen oder eine Erklärung nachgeliefert. (Wer das Wort schon kannte, darf sich schlau fühlen und sich ein Bienchen in die Bildschirmecke links unten kleben.) Ununterbrochenes Lesevergnügen also – das ist ein Service! 

Schatz, ist irgendwas passiert? 
Vor einigen Tagen saß ich mit ein paar Freunden am Fluss; es war eine lange, schöne Nacht – und im Laufe des Gesprächs musste ich zu meiner Überraschung feststellen, dass selbst Männer, die mich schon oft mit der Treffsicherheit ihrer Beobachtungsgabe beeindruckt haben, nicht sehen, dass Mann und Frau längst noch nicht gleich sind in dieser Gesellschaft.
Gegenposition kurz zusammengefasst: Die unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen in der Ausfüllung ihrer gesellschaftlichen Funktionen sei allein auf charakterliche Unterschiede der Einzelnen zurückzuführen, nicht aber auf ein (wahrscheinlich unbewusstes) Rollenverständnis. Es liegt nicht in der Absicht der Männer, Frauen zu benachteiligen – daraus folgt, dass diese Benachteiligung eingebildet oder zumindest nicht auf das Geschlecht zurückzuführen ist. 
Das hat mich nicht losgelassen und ich möchte gerne näher darauf eingehen und einige der Konzepte erklären, die ich so forsch anbrachte und meine damals vom Alkohol beschwingten Gedanken in etwas geordnetere Bahnen lenken. Ich kann nicht garantieren, dass dies lustig wird, aber es ist wichtig. Umso wichtiger, da Benachteiligung eben nicht nur Frauen betrifft, sondern uns alle. Nichts von dem, was Du hier lesen wirst, ist neu; es ist vielleicht nur nicht in diesem Zusammenhang gesagt worden. Ganz sicher aber ist es noch nicht oft genug gesagt worden. Also los. 
Schatz, was meinst Du damit? 
Dem Feminismus geht es um Frauen, nicht um Männer. Punkt. Ich habe nichts ‘gegen Männer’ oder ‘gegen Frauen’ per se (Diese Schutzimpfung gibt es noch nicht), und wenn ich ein Problem mit Hausarbeit habe, dann, weil sie mich langweilt. Ich verstehe mich als Feministin; das ist kein Schimpfwort. Der Feminismus ist eine Theorie (der Geisteswissenschaften, nicht nach K. Popper), und so sind die Bezeichnungen Mann und Frau notwendigerweise Denkkonstrukte – Du brauchst dich nur soweit angesprochen (und meinetwegen auch angegriffen) fühlen, wie du meinst, dein persönliches Verhalten darin wiederzuerkennen.  
Weiterhin soll unterschieden werden zwischen sex (biologisches Geschlecht) und gender (soziales Geschlecht). Dies ist hilfreich, denn nicht alles was biologisch gesehen weiblich/männlich (i.S.v. female/male) ist, ist auch gleichzeitig feminin/maskulin konnotiert. Wir reden hier natürlich gerade in Bezug auf gender von Stereotypen. Gender ist ein gesellschaftliches Konstrukt, aber nichtsdestotrotz sind die Konsequenzen nicht weniger real – Auch wenn wir persönlich denken, dass Rassismus schwachsinnig ist (wovon ich mal ausgehe), bestreiten wir ja nicht, dass es ihn noch gibt und das Leben vieler Menschen negativ beeinflusst.  
Desgleichen ist natürlich die Aufteilung in Frau und Mann eine unsägliche Vereinfachung. Geschlecht – genetisch, gonadal, genital, sozial und auch mental/emotional – ist zu kompliziert, um es als Dichotomie (d.h. ein Entweder/Oder) bzw. binäre Opposition zu betrachten. Ja, auch das biologische Geschlecht ist ein soziales Konstrukt. Es soll aber für unsere Zwecke ausreichen. 
So, jetzt aber genug um den heißen Brei herum geredet. Allen denjenigen Männern, die sich im Folgenden angegriffen fühlen, kann ich, mit freundlicher Unterstützung der Patriarchats, nur sagen: Du Heulsuse, benimm dich doch nicht wie ein Mädchen… Sei ein Mann! Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Oder bist du schwul, oder was? 
Schatz, das bildest Du dir nur ein. 
Es gibt genau eine Sache, die mich mehr in Rage versetzt, als die systematische Benachteiligung von Schwächeren, und das ist das Leugnen ihrer. Denn genau diese Haltung, mehr noch als offene Diskriminierung, macht es fast unmöglich, die bestehenden Unterschiede und Ungerechtigkeiten zu thematisieren. Und genau diese Haltung verdient es, als allererstes, bevor wir auch nur einen Schritt weitergehen, auseinandergenommen zu werden. 
1. Warum ‘systematische Benachteiligung’? Weil ein einzelnes Arschloch kein Problem darstellt – Ein Arschloch ist ein Arschloch ist keine Rose. Damit hat sich’s. Schlimm wird es, wenn es sich gar nicht um ein Arschloch handelt, sondern um das System, das die Menschen unwissentlich zu Arschlöchern macht. 
Ein Beispiel: Wenn ein Mathelehrer sagt, Mädchen könnten kein Mathe, ist er ein Arschloch. Wenn aber alle davon ausgehen, dass Mädchen kein Mathe können, dann führt dies selbst mit den besten Intentionen zu Folgendem: Mädchen werden seltener drangenommen (Ich will sie ja nicht bloßstellen | Das bringt doch eh nichts), ihre Fehler werden anders beurteilt (Mädchen können das halt nicht) und Unterschiede im Denken werden schnell als Unterschiede in der Qualität des Ergebnisses gewertet (Anderer Lösungsweg, gleiches Ergebnis, weniger Punkte: Handelt es sich um fehlendes Verständnis oder um andere Problemlösungsstrategien?).
Reaktion: ‘Ich komme seltener dran, meine Fehler werden hingenommen und nicht nochmal erklärt, ich halte den Unterricht auf… ich brauche mich nicht bemühen, denn ich kann es nicht ändern’ Mädchen melden sich nicht mehr. Sie lernen nicht mehr. Sie verlieren den Anschluss. Mathe wird langweilig. 
Die Konsequenz: Mädchen können kein Mathe, dementsprechend haben sie auch kein Interesse daran. Man führt einen Girls Day ein, an dem pinke Kreide verwendet wird, um Mathe interessanter zu machen. Die Mädchen malen Blümchen. Wir fühlen uns alle bestätigt. Sieg der Wissenschaft, juchee. 
Warum ist das schlimm? Einem Arschloch von Mathelehrer kann ich sagen: 'Du bist ein Arschloch.' Ich kann mich beschweren, die Klasse wechseln, oder ihn ertragen. Vielleicht wird seine Bemerkung soviel Reaktanz auslösen, dass ich in zwei Wochen eine Differenzialgleichung im Schlaf lösen kann. Wenn der Fehler aber im System, also der Institution Wissenschaft/Schule steckt, dann habe ich kaum eine Möglichkeit. Wahrscheinlich stelle ich selbst das gar nicht fest, denn Mathe interessiert mich ja nicht. Vielleicht habe ich aber, aus unbekannten Gründen, noch nicht alles aufgegeben. Was dann? 
2. Warum ist das Leugnen schlimmer als die eigentliche Benachteiligung? Setzen wir unser Beispiel fort: Ich kann nicht einfach abwarten, denn das System geht, im Vergleich zu einem einzelnen Lehrer, nicht weg. Also beschwere ich mich und werde belehrt, dass es niemandes Absicht sei zu diskriminieren. Und das stimmt sogar – man handelt ja nur auf Grund allgemein akzeptierter Annahmen. Dadurch aber passiert Folgendes:  
Möglichkeit a) Ich werde unsicher: ‘Reagiere ich vielleicht nur über? Vielleicht kann ich ja wirklich kein Mathe – oder wir alle? Vielleicht bilde ich mir das nur ein?’ Das ist die Reaktion vieler Frauen, besonders heutzutage, da die offensichtlichen Formen von geschlechtsspezifischer Ungleichbehandlung z.B. im Gesetz weitgehend abgeschafft und evolutionstheoretische Pseudo-Erklärungen wieder auf dem Vormarsch sind. Es endet damit, dass wir uns selbst die Schuld geben – bevor überhaupt Fragen gestellt wurde. Es endet mit Schweigen. 
Möglichkeit b) Ich beharre auf meinem Standpunkt: Wie aber kann ich ihn belegen? Es hört mir ja niemand zu. Das ginge nur, fänden wir genug Lehrer, die nicht von vornherein annehmen, XX und x=y+z gingen nicht zusammen. Dann könnte man sehen, ob Mädchen dort immer noch schlechter sind in Mathe. Das aber würde Infragestellen der eigenen Position voraussetzen.
Sind sie übrigens nicht: 
“Luigi Guiso of the European University Institute in Florence and his colleagues have just published the results of a study which suggests that culture explains most of the difference in maths, at least. In this week's Science, they show that the gap in mathematics scores between boys and girls virtually disappears in countries with high levels of sexual equality, though the reading gap remains. […] On average, girls' maths scores were, as expected, lower than those of boys. However, the gap was largest in countries with the least equality between the sexes (by any score), such as Turkey. It vanished in countries such as Norway and Sweden, where the sexes are more or less on a par with one another.” [Economist 2008
Zahlreiche Studien haben inzwischen belegt, dass die eindeutigen und faktisch unbestrittenen schlechteren Leistungen in Naturwissenschaften auch und gerade von den Einstellungen der Lehrenden und Lernenden abhängen [Überblick hier|Mehr hier]. Aber soweit muss ich erst einmal kommen in meinen Ausführungen – und bevor diese Studien überhaupt in Betracht gezogen werden, hat der Lehrer schon begegnet: ‘Aber das heißt ja noch lange nicht, dass das in unserem Unterricht auch der Fall ist. Ich glaube nicht, dass sich die anderen Mädchen benachteiligt fühlen. Vielleicht reagierst Du auch ein bisschen über, hm?’ Im schlimmsten Fall werden diese Studien gar nicht erst in Auftrag gegeben. Es endet wieder damit, dass wir selbst Schuld haben. Es endet mit Schweigen. 
3. Warum Benachteiligung von Schwächeren? Ha! werden jetzt wieder alle schreien: Sie nennt sich Feministin und erklärt, Frauen seien genauso gut wie Männer, aber wenn es ihr in den Kram passt, sind sie wieder die Schwächeren. Typisch. 
Nein, meine Herren, so einfach ist es nicht. Das Potential, das Frauen und Männer haben, ist (natürlich mit Varianz innerhalb des jeweiligen Geschlechts) erst einmal statistisch gleich. Nur die Erwartungen, wie und ob dieses Potential zu nutzen ist, sind unterschiedlich – und damit auch der Handlungsspielraum, der dem Individuum eingeräumt wird. 
Bevor ich jetzt in Hundertste komme und all die Situationen aufzähle, in denen Frauen vom System faktisch ausgebremst werden, möchte ich ein weiteres Beispiel für das bringen, was ich mit 'der Schwächere' meine: 
Drei Politiker treten im Wahlkampf gegeneinander an: Zwei haben viel Geld, einer nicht. Wäre es nun so, dass alle ihre Wahlwerbespots und Plakate aus ihrem Vermögen finanzieren sollten, so hätten die Reicheren die besseren Chancen gehört und damit gewählt zu werden. Dies aber sagt nichts über ihr politisches Können aus, genauso wenig wie über die Urteilsfähigkeit der Wähler (Das ist wichtig!), denn diese konnten nie zu einem unvoreingenommenen Urteil über alle Kandidaten gelangen. Tatsache ist aber, dass einer der Reichen gewählt wird, weil diese einen strategischen Vorteil hatten. 
Der Arme in diesem Fall ist der Schwächere, nicht aber der Unfähigere. Dabei liegt es nicht in der Absicht der Bevölkerung, ihn zu diskriminieren: Im Gegenteil, sie hat getan, was richtig ist – einen der politischen Kandidaten gewählt, von deren Position sie sich ein Bild machen konnte; von wem man nichts weiß, kann man nicht überzeugt werden. Unser System sieht vor, dass deshalb die Sendezeiten aller Kandidaten begrenzt und zugeteilt werden; wir schaffen virtuelle Gleichheit bei faktischer Ungleichheit. Falls es nun am System liegt, dass die einen reich und die anderen arm sind, so kann der arme Kandidat dies ändern wenn er dafür Unterstützung in der Wählerschaft findet. Wenn nicht, macht er schlechte Politik und wird nicht gewählt. Das nennt man Demokratie, und nichts weiter fordert Feminismus: Gleiche Chancen, nicht unbedingte Gleichheit.
Mein Problem ist nicht das Bestehen von Ungleichheit oder verschiedenen Ansichten an sich, sondern die Verweigerung, diesen Tatbestand anzuerkennen. Damit enthalten wir dem Schwächeren nicht nur die Möglichkeit vor, sich aus dieser Lage zu befreien, wir geben ihm auch noch die Schuld daran, dass er es nicht tut. Was sich im übertragenen Sinne abspielt, ist, dass viele Männer (und auch Frauen) agieren, als hinge die Sendezeit im Wahlkampf bereits von der Qualität der zu machenden Politik und nicht von den finanziellen Mitteln des Kandidaten ab. Und das ist Selbsttäuschung.
Weiter in Teil 2.