Was aber auch sicher ist, ist, dass die moderne Christenheit keine Geschichten mehr erzählen kann. Oder wie bitte schön erklärt man sich sonst das Zustandekommen folgender 'Parabeln', die die konservativ-christlichen Werte verdeutlichen sollen?
Science is hard! – Um es kurz zusammenzufassen: Schüler X ist nicht der Hellste. Am Ende des Schuljahres bekommt die Klasse eine Aufgabe und Schüler X kennt die Lösung, auch wenn ihm natürlich keiner glaubt. Alle haben es falsch, X ist als Einziger fein raus.
Warum? Haben die anderen zuviel gebetet und die Schule vernachlässigt? Ist X ein kleiner Schlaumeier, der nachts beim Lehrer eingebrochen ist und sich die Lösungen besorgt hat, oder hat er sie gegen den Austausch kleiner Gefälligkeiten (Auto waschen, Date mit der eigenen Mutter arrangieren, Hund ausführen) erhalten? Nein. Die Lösung ist ganz unglaublich konservativ und fast schon genial: X hat ein Buch gelesen, das die anderen Schüler nicht gelesen hatten. Wir schlussfolgern:
Conservative value #1: Nicht so kluge Leute haben auch mal recht, a.k.a. Ein konservativer Christ hat das Konzept einer Bibliothek verstanden.
Die Mauer – Ja, es geht um unsere inzwischen wieder geliebte Mauer. Kurz gefasst: US-Präsident mit null Ahnung (Anm.: Nein, nicht der Senior, der war später. Die USA hatten mehrere von der Sorte.) treibt seine Berater in den Wahnsinn und äußert in Berlin leicht abgehobene Visionen. Er fordert: "Gorbatschow, ich will freie Sicht auf den Kulturpalast!" Das klang weltfremd und das war es auch, doch wie es der Zufall will war zwei Jahre später die Mauer weg. (Der Kulturpalast dann irgendwann auch.) Wir schlussfolgern:
Conservative value #2: Nicht so kluge Leute haben auch mal recht, a.k.a. Wenn man nur lange genug oft genug Schwachsinn erzählt, wird man statistisch gesehen irgendwann auch mal recht behalten. Beruhigend. (Anybody detecting a pattern here?)
Die Feministen unter den Christen – Also, Frau Y hat lange nichts gegessen, hat diese Woche schon gebetet und damit ihr Soll erfüllt. Fünf-Jahres-Plan gesichert. Aber als gute Christin geht sie trotzdem in die Kirche. Wie wir alle wissen, passieren in amerikanischen Kirchen viel spektakulärere Sachen als bei uns – so auch dieses Mal. Just als die Kirche sich füllt und der Gottesdienst beginnt, stürmt ein böser, böser Onkel ins Gebäude und schießt wahllos um sich. Die Frau, schwach vor Hunger, zieht eine Knarre und schießt zurück, woraufhin der Amokläufer so verzweifelt, dass er sich selbst erschießt. Alle gerettet. Warum ist die Frau in die Kirche gegangen und hatte eine Knarre bei sich? Weil Gott sie geführt hat. Wir schlussfolgern:
Conservative value #3: Auch wenn wir nicht klug sind, können wir immer noch schießen!, a.k.a. jeder Sonntag ist ein kleines Vietnam (a.k.a. there are no atheists in God's foxhole, ya know?).
Ach ja, Frau Thatcher wird sich freuen für den Conservapedia Award nominiert zu sein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen