30. September 2009

kik: guido lädt zum tee

Neues aus der Rubrik: Kuba, Ich Komme – oder: Unser Land kann mehr! 
Auf YouTube scheiden sich die Geister bezüglich Guidos Handhabung der Frage eines Korrespondenten der BBC… Der Guido hat nämlich nicht vergessen (auch, wenn er Außenminister werden will, was er aber noch dementiert), dass wir hier in Deutschland sind. Und "in Deutschland ist es üblich, dass Deutsch gesprochen wird." Und zwar so:



Nun gibt es die Meinung derer, die finden, dass der Guido das schon richtig gemacht hat. Klare Ansage. Schließlich wird in Deutschland ja Deutsch gesprochen – (sowie Dänisch, Friesisch, Sorbisch, etc, aber das sind Nebensächlichkeiten, die brauchen den Guido nicht interessieren – schließlich will er ja nicht Innenminister oder gar Kultusminister werden) – warum also die Frage eines englischen Korrespondenten auf Englisch beantworten?
Und dann sind da noch die, die das für ganz schrecklich uninternational und total unmultikulti vom Guido halten – schließlich ist Englisch nun einmal die lingua franca des internationalen Verkehrs in Politik und Wirtschaft – und die deshalb der Meinung sind, der Guido solle besser nicht Außenminister werden.
Nun, der Meinung bin ich auch. 
Allerdings nicht, weil der Guido sein hervorragendes Englisch nicht so unbekümmert wie seine Wahlversprechen aus dem Säckel zaubert. Sondern, weil der Guido neben einem Mangel an Fremdsprachenkenntnis vor allem einen Mangel an Kulturkompetenz und Diplomatie an den Tag legt:
Um es klar zu sagen: Ich halte es für durchaus verzeihlich – wenn auch unglücklich – dass ein Außenminister die englische Sprache nicht wie ein near native speaker beherrscht. Immerhin hat Herr Westerwelle zwar auf Deutsch, aber dennoch völlig kohärent auf die Frage des BBC-Korrespondenten geantwortet. Ich halte es auch noch für verzeihlich, dass Herr Westerwelle es ablehnt, die Frage auf Englisch zu beantworten.
Was ich für unverzeihlich halte, was mir geradezu unbegreiflich ist und mich wirklich hoffen lässt, dass Herr Westerwelle seine Dementis bezüglich des Außenministerpostens ausnahmsweise einmal ernst meint, ist das Wie seines 'sich in Deutschland Befindens'. 
Um es kurz zu machen: Guido zickt rum.* Auf wirklich unerträgliche, geradezu peinliche Weise. 
Lieber Herr Westerwelle, wäre es denn so schlimm gewesen, höflich zu bleiben? Die Situation wie ein Staatsmann zu händeln? Wäre es denn nicht möglich gewesen, Kulturkompetenz, Diplomatie, ja vielleicht sogar Menschlichkeit und guten Willen zu beweisen und zu sagen: 
"Herr Korrespondent, ich bedanke mich herzlich für Ihr Interesse; ich möchte Ihre Frage gerne präzise und so detailliert als möglich beantworten – weil aber Englisch nicht meine Muttersprache ist und ich gerade nicht darauf vorbereitet bin, werden Sie sicher Verständnis dafür haben, wenn ich Ihnen die Antwort – auch aus Respekt für die anderen Pressevertreter und die Zuschauer – auf Deutsch gebe. Haben Sie vielleicht einen Übersetzer dabei? Ansonsten stelle ich mich Ihnen gern im Anschluss für ein Interview zur Verfügung."
Ich gehe einmal davon aus, dass es Herrn Westerwelle unangenehm gewesen wäre, seine Englischkenntnisse so ad hoc zur Schau stellen und eventuell auf der internationalen Bühne einen eher kläglichen Eindruck hinterlassen zu müssen. 
Ich gehe auch einmal davon aus, dass Herr Westerwelle einfach keine Lust hatte, sich zu verplappern oder etwas zu Eineindeutiges zu sagen – und das ist, angesichts der Tatsache, dass ja offiziell noch nichts offiziell ist und dass das Ausland nun plötzlich ein Interesse an seinen außenpolitischen Ansichten hat, durchaus verständlich. Nuanciert und/oder schwammig redet es sich doch am besten in der Muttersprache.
Allerdings ist es mehr als unnötig, dem Korrespondenten eines international hochangesehenen Fernsehsenders seine mangelnde Sprachkompetenz vor Augen zu führen – egal, ob dieser nun eigentlich Deutsch können sollte oder nicht. 
Herr Westerwelle: Der gute Journalist kann nun aber kein Deutsch und/oder macht ein Programm für die englischsprachige Welt. Und Sie können und/oder wollen kein Englisch reden. Es steht also 1:1 – jetzt beweisen Sie doch ihr Geschick, Bescheidenheit und ein bisschen menschliche Fehlbarkeit, und stellen Sie es mit Bedauern als Ihren Fehler dar, dass Sie dem Herren nicht dienlich sein können. (Denn dass Ihr Englisch so spontan nicht up-to-date ist, dafür müssen Sie sich nicht entschuldigen.) Kurzum, Herr Westerwelle, seien Sie doch mal sympathisch!
Oh, and by-the-by: Die süffisante Einladung zum Tee hätten Sie sich wirklich sparen können. Das ist nicht humorvoll, das ist creepy. Humor wäre gewesen, wenn Sie Ihre … ach nein, lassen Sie das lieber mit dem Humor.

*Und das, liebe Leser, bezieht sich nicht auf seine sexuelle Orientierung, denn im Gegensatz zu einigen YouTube-Kommentatoren halte ich diese für nicht-ausschlaggebend wenn es um seine Eignung als Außenminister geht. Das Argument, 'einige Staaten könnten ein Problem damit haben', ist hinfällig – dann dürfen in Zukunft auch keine Frauen, Christen, Muslime, Atheisten, türkisch- oder kurdischstämmige Deutschen, oder was sonst noch auf dem internationalen Parkett gerade nicht à la mode ist, dieses Amt bekleiden. (Das Einzige, wofür sich Herr Westerwelle aufgrund seiner sexuellen Orientierung disqualifiziert, ist, mein Lebenspartner zu werden. Aber dafür, mal ehrlich, müsste der nicht mal schwul sein.)

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