31. Juli 2008

zuviel seil

So so. God helps those who help themselves, nicht wahr? Dieser konservativ-republikanische Grundsatz, den wir aus mehreren der hocheloquenten Parabeln herauslesen können (zumindest, wenn man die Erläuterungen auf der Talk Page des Eintrags studiert), steht im krassen Gegensatz zur Tendenz des US-amerikanischen demokratischen Partei, die bei jedem kleinsten Problemchen (z.B. fehlendem Zugang zum Gesundheitssystem) mit der Keule der staatlichen Unterstützung winkt.
Der Staat aber, der soll sich bitte schön raushalten – außer es geht um Terror und das Abhören von Telefonen – und außer in diesem Fall natürlich, in dem die republikanische Wählerbasis auch betroffen ist. Und damit die Grassroots sich nicht auf der Straße wiederfinden, ist nun Herr Bush ins demokratische Lager gewechselt und hat ganz unbürokratisch Fannie Mae und Freddie Mac sowie die (unverschuldet?) überschuldeten Hausbesitzer jeglicher Verantwortung entbunden...
Self reliance ist also primär ein Tugend, die dem sowieso schon Obdachlosen gut zu Gesicht steht. Meine Lösung wäre ja, ganz in Einklang mit Conservapedia: Gute Hausbesitzer, liebe Familien, der Tag hat 24 Stunden, warum geht ihr nicht alle noch eine dritte Schicht arbeiten, anstelle zu jammern? Bringt doch nichts. Wer den ganzen Tag produktiven Tätigkeiten widmet, braucht weder ein Haus noch eine Hypothek – er kann ja auf dem Weg zur Arbeit schlafen. Und Autos habt ihr doch alle.

kotzen für christus

Nein, das ist keine Blasphemie, das ist bitterer Ernst: 
Rolling Stone Reporter Matt Taibbi hat sich in ein Wochenendseminar des (Tele)Evangelist John Hagee eingeschrieben. Nach drei Tagen ist nicht nur sein 'normal' wiederentdeckt, sondern er ist auch die Dämonen namens Analfissur und Intellekt los. Und natürlich, wie könnte es anders sein, wurde auch wieder über die Ursachen von Homosexualität unterrichtet. Homosexualität ist wichtig. Homosexualität interessiert den leicht abgedrehten Christen. Ho-mo-sex-u-a-li-täääääät.
Ja, wenn er sich doch auch für ... ähm. Keine Ahnung, Außenpolitik? so interessieren würde. Oder vielleicht besser Vitamin-B12-Mangel. Oder die Freuden der Vaginoplastie (nein, ich verlinke das jetzt nicht, sonst kommt ihr mir noch auf dumme Gedanken und schenkt das eurer Mutter zu Weihnachten.)
Jedenfalls, ein langer Artikel – und wer ihn nicht liest, ist selbst schuld. (Via talk2action.)

die vier apokalyptischen reiter...

...der Neuzeit: Bildung, Sex, Demokratie und Meinungsfreiheit. Oder anders ausgedrückt: Komplexitätsreduktion.


30. Juli 2008

wissen, wo die steine liegen

Ja, ich weiß, der Witz über die zwei Männer und Jesus in einem Boot auf dem See Genezareth hat schon einen Bart, soviel ist mal sicher. (Sicher ist jedoch nicht, ob Jesus auch einen hatte.)
Was aber auch sicher ist, ist, dass die moderne Christenheit keine Geschichten mehr erzählen kann. Oder wie bitte schön erklärt man sich sonst das Zustandekommen folgender 'Parabeln', die die konservativ-christlichen Werte verdeutlichen sollen?
Science is hard! – Um es kurz zusammenzufassen: Schüler X ist nicht der Hellste. Am Ende des Schuljahres bekommt die Klasse eine Aufgabe und Schüler X kennt die Lösung, auch wenn ihm natürlich keiner glaubt. Alle haben es falsch, X ist als Einziger fein raus.
Warum? Haben die anderen zuviel gebetet und die Schule vernachlässigt? Ist X ein kleiner Schlaumeier, der nachts beim Lehrer eingebrochen ist und sich die Lösungen besorgt hat, oder hat er sie gegen den Austausch kleiner Gefälligkeiten (Auto waschen, Date mit der eigenen Mutter arrangieren, Hund ausführen) erhalten? Nein. Die Lösung ist ganz unglaublich konservativ und fast schon genial: X hat ein Buch gelesen, das die anderen Schüler nicht gelesen hatten. Wir schlussfolgern: 
Conservative value #1: Nicht so kluge Leute haben auch mal recht, a.k.a. Ein konservativer Christ hat das Konzept einer Bibliothek verstanden.
Die Mauer – Ja, es geht um unsere inzwischen wieder geliebte Mauer. Kurz gefasst: US-Präsident mit null Ahnung (Anm.: Nein, nicht der Senior, der war später. Die USA hatten mehrere von der Sorte.) treibt seine Berater in den Wahnsinn und äußert in Berlin leicht abgehobene Visionen. Er fordert: "Gorbatschow, ich will freie Sicht auf den Kulturpalast!" Das klang weltfremd und das war es auch, doch wie es der Zufall will war zwei Jahre später die Mauer weg. (Der Kulturpalast dann irgendwann auch.) Wir schlussfolgern:
Conservative value #2: Nicht so kluge Leute haben auch mal recht, a.k.a. Wenn man nur lange genug oft genug Schwachsinn erzählt, wird man statistisch gesehen irgendwann auch mal recht behalten. Beruhigend. (Anybody detecting a pattern here?)
Die Feministen unter den Christen – Also, Frau Y hat lange nichts gegessen, hat diese Woche schon gebetet und damit ihr Soll erfüllt. Fünf-Jahres-Plan gesichert. Aber als gute Christin geht sie trotzdem in die Kirche. Wie wir alle wissen, passieren in amerikanischen Kirchen viel spektakulärere Sachen als bei uns – so auch dieses Mal. Just als die Kirche sich füllt und der Gottesdienst beginnt, stürmt ein böser, böser Onkel ins Gebäude und schießt wahllos um sich. Die Frau, schwach vor Hunger, zieht eine Knarre und schießt zurück, woraufhin der Amokläufer so verzweifelt, dass er sich selbst erschießt. Alle gerettet. Warum ist die Frau in die Kirche gegangen und hatte eine Knarre bei sich? Weil Gott sie geführt hat. Wir schlussfolgern:
Conservative value #3: Auch wenn wir nicht klug sind, können wir immer noch schießen!, a.k.a. jeder Sonntag ist ein kleines Vietnam (a.k.a. there are no atheists in God's foxhole, ya know?).
Ach ja, Frau Thatcher wird sich freuen für den Conservapedia Award nominiert zu sein.

29. Juli 2008

take your meds

Ich kan die Finger nicht lassen von den Kreationisten. Ich kann es einfach nicht. Es geht nicht. Aber Bad Science geht es nicht anders, und deshalb bin ich auch gar nicht schuld.

your cadillac's...

got one wheel in the ditch and one wheel on the track.
Die Existenz Gottes sollte einem ja als Konzept schon suspekt sein, wenn man bedenkt, dass dann er das hier erschaffen hat. Also, ich meine ja nur. Viel suspekter aber als der Hrrr höchstpersönlich sind mir manchmal seine Anhänger. Die nämlich... ach. Modestywisdom und bloß keine Meeresfrüchte.
Ich bin fasziniert. Ich möchte auch nach Alabama.

andrew schlafly rockt sowas von

Ich amüsiere mich ja schon lange auf 'Conservapedia - Die Einzig Wahre Enzyklädie der Vollen Wahrheit', gegründet von His Majesty Himself Andrew Schlafly. Im Grunde wie Wikipedia, also ein Verzeichnis allen relevanten und irrelevanten Wissens – das uns immer Einblicke in die christlich-kreationistische Psyche verschafft. Wenn die Evolution nicht einwandfrei widerlegt wird, beschäftigt man sich mit anderer Leute Liebesleben. (Warum bloß... Ist vielleicht gar nicht das anderer Leute?)
Jedenfalls. Andrew Schlafly ist nicht nur ein Experte allgemein, sondern im Besonderen für Biologie. Wie dieser Briefwechsel zwischen ihm und Professor Lenski beweist. Dem hat er's aber mal so richtig gegeben, würde ich sagen. 

ja, hallo

Ja, tut mir jetzt auch leid, wenn das hier alles noch etwas ungelenk klingt. Mein Freund hat es satt, dass ich ihm immer auf Englisch Dinge vorlese und schlug vor, ich solle meine Funde einfach bloggen. Also here goes, auf Deutsch und mit Zeichensetzung.
Damit ist eigentlich auch schon alles gesagt: Ich finde etwas, ich poste es, und eigentlich ist dies nur Mailreduktions- und Kettenmailversendevermeidungsstrategie Nummer 21.
Wenn mir jemand einen Flug nach Alabama bezahlen möchte, nehme ich den natürlich auch. Danke.